Die Ténéré 700 ist uns ja bestens bekannt (LINK & VIDEO), da wir bereits kurz nach der Präsentation im Jahr 2019 den ersten ernsthaften Rallye-Umbau der T7 in Europa mitentwickelt und diesen sogleich äußerst erfolgreich auf der europäischen Dakar, der Rally Breslau, ans Limit gebracht habe. Vom Etappensieg gegen leichtere Rallye-Maschinen und echten Rally-Replicas bis hin zu einem 5. Platz in der Gesamtwertung war alles dabei.

Yamaha Ténéré 700 Rally Prototype by OFFROADCRACKS.com

Mehr Bestätigung für ein derartiges Konzept kann sich ein Hersteller nicht wünschen, was zudem durch den Sieg von Allessandro Botturi bei der Tunesien Desert Challenge 2022 mit einem Gesamtsieg nochmal untermauert wurde. Natürlich kennen wir die Ténéré aus dem Effeff und waren gespannt was denn der eher konservativ agierende Hersteller in diesem für ihn vergleichsweise kurzen Zeitraum von zwei Jahren aus dem Boden gestampft hatte. Zu berücksichtigen dabei ist, dass die Entwicklung nicht in Japan, sondern in Europa erfolgte, was ebenso für die Endmontage gilt.

Allessandro Botturi’s Arbeitsgerät

 

Und schon geht’s für Sascha Christof von Madrid über Alicante in das Städtchen Lorca, auf deren Burg eine gelungene Präsentation der Ténéré World Raid stattgefunden hat. Nun aber zu den Fakten, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Denn immerhin warten über 30.000 T7-Besitzer aus Europa darauf, was die neue World Raid Version tatsächlich für Features an den Start bringt. Und dass die World Raid die bisherige Kundschaft erneut bestechen muss, belegt schon das angestrebte Ziel 20.000 Einheiten in 2022 unters Volk bringen zu wollen.

Für die vielerorts geforderte Reichweitenerhöhung sorgen satte 23 Liter Kraftstoffkapazität, die durch einen im Rally-Style geformten zweigeteilten Tank mit fünf Litern Reserve-Funktion realisiert wurde. Der Hersteller spricht von über 500 Kilometer Reichweite, was natürlich stets stark von der Fahrweise und dem Terrain abhängig ist.

Damit das Mehrgewicht auch unter Kontrolle gehalten werden kann, war ein entsprechendes Fahrwerksupdate gefordert. Die Sportfahrer-Fraktion wird hier leider enttäuscht sein, da man sich nur dazu entschloss der bisherigen voll einstellbare 43mm-Gabel 20 Millimeter mehr Federweg zu verpassen. Das Ferderbein hat intern eine Huberweiterung um 20 Millimeter spendiert bekommen, so dass man jetzt  auf 220 Millimeter setzt. Klar, hätte man sich im Rally-Lager deutlich mehr gewünscht, was aber gerade im Fall des Federbeins für intensive Entwicklungsarbeiten und geometrische Veränderungen am Rahmen gesorgt und in der Folge den Preis ordentlich nach oben verfrachtet hätte.

Da aber die absatzstärkste Zielgruppe weniger bei den hartgesottenen Rally-Fahrern zu finden ist  sind die gemachten Schritte absolut passend für Weltreisende oder eben diejenigen, die einfach mehr Reichweite wollen und ein hervorragend funktionierendes Fahrwerk wünschen. Richtig gehört, das Fahrwerk darf definitiv als Update des bisher Bekannten bezeichnet werden. Flottes Dahingleiten mit Sozia und Gepäck unter Auslastung der maximalen Zuladung, ohne dabei das Fahrwerk ans Limit zu bringen, dürfte jetzt deutlich besser gelingen – auch Offroad. Zumal auch die Straßenlage davon profitiert hat. Denn die World Raid lässt sich wie eine Supermoto ums Eck werfen und davon hatten wir auf dem Weg nach Granada mehr als genug – der Geschwindigkeits- und Schräglagenrausch hängt mir noch immer nach.

Und weiter geht’s mit den Updates nach dem Motto, mehr Reichweite, bessere Offroad-Fähigkeiten und modernere Ausstattung: Neben der Federweg-Steigerung erhielt die Kayaba-Gabel eine bronzefarbene Kashima-Beschichtung, die die Haltbarkeit und Korrosionsbeständigkeit steigern soll. Da das Kraftstoff-Mehrgewicht zwar löblicherweise noch mehr Druck auf das Vorderrad bringt, muss diese Zusatzmasse aber auch abseits befestigter Straßen im Zaum gehalten werden. Und dass es dort nicht immer im Schritt-Tempo vorwärts geht, versteht sich von selbst. Deshalb kommt ein einstellbarer Öhlins-Lenkungsdämpfer – 18 Klicks und quer zur Fahrtrichtung montiert – zum Einsatz, der ein mögliches Lenkerschlagen auf tiefen Böden verhindern soll.

Wo wir schon bei der Paradedisziplin der World Raid sind, benötigt man Offroad natürlich auch ein entsprechendes ABS beziehungsweise gar keins. Bei der Standard-T7 konnte man das noch über einen Druckknopf am TFT-Bildschirm einfach abschalten, während man bei der World Raid mittels Drehknopf mit Druckfunktion am Gasgriffgehäuse ins Bildschirm-Menü eintauchen muss. Dann erst kann man zwischen Standard-ABS, Offroad-ABS, also mit deaktiviertem Hinterrad, und abgeschalteten ABS wählen.

Für eine optimierte Sitzposition hat man die Bank deutlicher flacher gestaltet und zweigeteilt – ich bevorzuge nach wie vor Größen bedingt die höhere OEM-Rally-Sitzbank – ob es diese auf für die World Raid zeitnah geben wird? Für die perfekte Fahrt stehend auf den Fußrasten sorgt nun eine größere Aufstandsfläche. Geht’s dann mal ins klassische Offroad-Gelände ist der Bodenkontakt nicht selten unvermeidbar. Hier sorgt nun ein dreiteiliger Aluminium-Schutz für die notwendige Protektion der Rahmenunterzüge, Kühlwasser-Leitungen und der Ölfilter-Kartusche. Motorseitig hat man die Luftleitbelche für eine verbesserte Kühlung neu designt und den wichtigen Kraftstoffpumpen-Schutz in das Tank- Design gekonnt integriert. Zur Verringerung der Luftverwirbelungen bei hohen Geschwindigkeiten wurde außerdem das Windschild um 15 Millimeter erhöht.

Digital-Update: Die Menü-Anordnung und Anzeigenwerte können durch drei verschiedene Designvarianten individuell angepasst werden. Auch ist eine Bluetooth-Konnektivität vorhanden, mit der man die Yamaha MyRide App auf einfachsten Weg nutzen kann. Somit lassen sich ankommende Anrufe und Nachrichte sowie der Smartphone Batterie-Status auf das T7-Display übertragen. Wer noch etwas mehr benötigt, bitte sehr: Eine Halterung für ein zusätzliches GPS, Kamera oder Smartphone sind ebenso vorhanden wie ein USB-Anschluss Typ A.

Feuer frei: Trotz des großen ausladenden Tanks fühlt man sich sofort zuhause. Ich habe hier mit meinen 1,86 Meter ohnehin keine Probleme und fühle mich an diesem Arbeitsplatz pudelwohl. Etwas umständlich gestaltet sich die Deaktivierung des ABS mittels Drehknopf, der beim Bestätigen des Menüs über die notwendige Druckfunktion gerne in Drehrichtung ausweicht und ungewollterweise ist dann schnell mal die falsche Option aktiviert. Leider verschlechterte sich dieser Umstand zusehends mit zunehmender Verschmutzung während der Offroad-Fahrt – hier muss zwingend nachgebessert werden.

Während der über 350 Kilometer mit mehr als 50 Prozent Offroad-Anteil gefiel besonders das Fahrwerks-Update. Die World Raid liegt noch satter und ermöglicht somit ein höheres und sicheres Reisetempo Offroad. Das Vorderrad hält im Rahmen der serienmäßigen Bereifung noch besser die Spur und lädt verstärkt zum Driften auf den kilometerlangen Schotterpassagen ein. Sprünge? Jawohl, auch die verkraftete die World Raid deutlich besser als das Standard-Modell und vermittelt hier noch mehr fahrerische Sicherheit. Ist das Update gelungen? Von meiner Seite auf alle Fälle, auch wenn die World Raid 12.499 Euro verschlingt. Der Fahrspaß ist garantiert und die Enduro-Gene uneingeschränkt vorhanden, so dass Offroad ein guter Schritt nach vorne möglich ist. Das bedeutet mehr Reserven hinsichtlich Reichweite und fahrerischer Sicherheit sowie gesteigertem Fahrspaß – Ziel also erreicht! Mehr dazu gibt’s im kommenden Härtest…und natürlich demnächst auf unserem Youtub-Kanal.

 

YOUTUBE-KANAL OFFROADCRACKS: LINK

 

TECHNISCHE DATEN

Technische Daten Yamaha Tenere 700 World Raid_OC_optimize-Kopieren

In Kooperation mit Yamaha Deutschland und KLIM Europe…


 

The Ténéré 700 is well known to us (LINK & VIDEO), since shortly after the presentation in 2019 we developed the first serious rally conversion of the T7 in Europe and immediately presented it extremely successfully at the European Dakar, the Rally Breslau. From stage wins against lighter rally machines and real rally replicas to 5th place in the overall ranking, everything was there.

Yamaha Ténéré 700 Rally prototype by OFFROADCRACKS.com

A manufacturer could not wish for more confirmation of such a concept, which was also underpinned by the victory of Allessandro Botturi in the Tunisian Desert Challenge 2022 with an overall victory. Of course, we know the Ténéré inside out and were curious to see what the rather conservative manufacturer had pounded out of the ground in what was for him a comparatively short period of two years. It should be noted that the development did not take place in Japan but in Europe, which also applies to the final assembly.

Allessandro Botturi’s Rally Bike

And for Sascha Christof it’s off from Madrid via Alicante to the town of Lorca, where a successful presentation of the Ténéré World Raid took place. But now to the facts, to finally bring light into the darkness. After all, more than 30,000 T7 owners from Europe are waiting to see what features the new World Raid version actually brings to the start. And the fact that the World Raid has to bribe the previous customers again is already proven by the desired goal of wanting to sell 20,000 units in 2022.

A whopping 23 liters of fuel capacity, which was realized by a two-part tank shaped in rally style with a five-liter reserve function, ensure the increase in range that is required in many places. The manufacturer speaks of a range of more than 500 kilometers (312,5 miles), which always depends heavily on the driving style and the terrain, of course.

In order to be able to keep the additional weight under control, a corresponding suspension update was required. Unfortunately, the rally rider fraction will be disappointed here, as the decision was only to give the previous fully adjustable 43mm fork 20 millimeters more travel. The shock has been internally given a stroke extension of 20 millimeters, so that it is now 220 millimeters. Sure, the rally scene would have wished for a lot more, but this would have required intensive development work and geometric changes to the frame, especially in the case of the shock absorber and as a result would have pushed the price up considerably.

However, since the target group with the highest sales is less to be found among the hardcore rally riders, the steps taken are absolutely suitable for world travelers or those who simply want more range and a suspension that works perfectly. That’s right, the chassis can definitely be described as an update of what was previously known. Swift gliding along with a passenger and luggage using the maximum payload without pushing the chassis to the limit should be much easier, now – even off-road. Especially since the onroad ability  has benefited from it. Because the World Raid can be thrown around the corner like a supermoto and we had more than enough of that on the way to Granada – the speed and lean angle rush is still with me.

And we continue with the updates according to the motto, more range, better offroad capabilities and more modern equipment: In addition to the increase in suspension travel, the Kayaba fork received a bronze-colored Kashima coating, which is said to increase durability and corrosion resistance. Since the additional weight of fuel commendably puts even more pressure on the front wheel, this additional mass must also be kept in check off paved roads. And it goes without saying that things don’t always progress at walking pace. That’s why an adjustable Öhlins steering damper – 18 clicks and mounted transversely – is used to prevent possible handlebar shaking on deep terrain..

While we’re on the parade discipline of the World Raid, off-oad you also need an appropriate ABS or none at all. With the standard T7, you could simply switch it off with a push button on the TFT screen, while with the World Raid you have to go into the on-screen menu using a rotary button with a push function on the throttle grip housing. Only then can you choose between standard ABS, offroad ABS, i.e. with a deactivated rear wheel, and deactivated ABS.

For an optimized seating position, the bench has been made significantly more flat and divided into two pieces – I still prefer the higher OEM rally seat due to my size – will this be available for the World Raid in the near future? A larger contact area now ensures the perfect ride standing on the footrests. When it comes to classic offroad terrain, contact with the ground is often unavoidable. A three-part aluminum engine protection provides the necessary protection for the frame supports, cooling water lines and the oil filter cartridge. On the engine side, the air baffles have been redesigned for improved cooling and the important fuel pump protection has been skilfully integrated into the tank design. The windshield has also been increased by 15 millimeters to reduce air turbulence at high speeds.

Digital update: The menu arrangement and display values ​​can be individually adjusted using three different design variants. Bluetooth connectivity is also available, making it extremely easy to use the Yamaha MyRide app. Incoming calls and messages as well as the smartphone battery status can thus be transferred to the T7 display. If you need something more, here we go: A holder for an additional GPS, camera or smartphone is available as well as a USB type A connection.

Fire at will: Despite the large, expansive tank, you immediately feel at home. At 1.86 meters, I don’t have any problems here anyway and I feel very comfortable in this workplace. The deactivation of the ABS using a rotary knob is a bit cumbersome, which tends to dodge in the direction of rotation when confirming the menu via the necessary pressure function and then unintentionally the wrong option is quickly activated. Unfortunately, this situation worsened as the dirt increased while driving off-road – this is where improvements are imperative.

Feuer frei: Trotz des großen ausladenden Tanks fühlt man sich sofort zuhause. Ich habe hier mit meinen 1,86 Meter ohnehin keine Probleme und fühle mich an diesem Arbeitsplatz pudelwohl. Etwas umständlich gestaltet sich die Deaktivierung des ABS mittels Drehknopf, der beim Bestätigen des Menüs über die notwendige Druckfunktion gerne in Drehrichtung ausweicht und ungewollterweise ist dann schnell mal die falsche Option aktiviert. Leider verschlechterte sich dieser Umstand zusehends mit zunehmender Verschmutzung während der Offroad-Fahrt – hier muss zwingend nachgebessert werden.

During the more than 350 kilometers (218,7 miles) with more than 50 percent off-road share, the chassis update was particularly popular. The World Raid is even more snug and thus enables a higher and safer travel speed off-road. The front wheel stays on track even better with the standard tires and invites you to drift on the kilometer-long gravel passages. Jumps? Yes, the World Raid also coped with that much better than the standard model and conveys even more driving safety here. Did the update succeed? Definitely from my side, even if the World Raid costs 12,499 euros (Germany). Driving fun is guaranteed and the Enduro genes are fully present, so that off-road a good step forward is possible. This means more reserves in terms of range and driving safety as well as increased driving fun – goal achieved! There’s more about that in the upcoming hardcore test…and of course soon on our YouTube channel.

 

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TECHNICAL SPECS

Technische Daten Yamaha Tenere 700 World Raid_OC_optimize-Kopieren

In cooperation with Yamaha Europe and KLIM Europe …

Pictures: OFFROADCRACKS, Yamaha Europe