Jeder Offroader hat sich schon mindestens einmal in seiner Karriere Sätze anhören müssen wie beispielsweise: „Mit dieser Tuning-Auspuffanlage putzen ich jeden weg. Mindestens acht PS mehr hat mein Teil jetzt. Da hat sogar eine 500er Zweitakter nicht den Hauch einer Chance.“ Natürlich gibt es diese Übertriebenheit nicht nur im Offroad-Segment, sondern zweifelsohne auch im Straßenbereich, denn da verhelfen teilweiseschon entsprechende Aufkleber im Stand zu 25% Mehrleistung. Will man seriöse Fakten schaffen, so führt der Weg unweigerlich zur professionellen Leistungsmessung auf dem Rollenprüfstand.

Der amerikanische Hersteller Dynojet bietet auf diesem Gebiet professionelle Rollenprüfstände an, die in Deutschland durch die Firma Micronsystems GmbH aus Fürth bei Nürnberg vertrieben werden. Seit knapp 25 Jahren ist der Spezialist Armand Mottier – Inhaber und Kopf der Micronsystems GmbH – besagter Importeur und gilt als der Ansprechpartner für Leistungsmessung und Abstimmung von Zweirädern – und das auch über Deutschlands Grenzen hinaus. Nicht nur Endkunden, sondern auch Rennfahrer und Hersteller sowie diverse Universitäten greifen auf sein Know-How samt Equipment zurück.

Was muss für eine Messung finanziell einkalkuliert werden? Im Prinzip ist das relativ schnell erklärt: Eine einmalige Messung beginnt bei 49 Euro. Damit kann man den Istzustand seines aktuellen Untersatzes abrufen. Möchte man jedoch eine individuelle Abstimmung so beginnt diese bei 279 Euro. Was passiert im Detail? Das Prinzip ist relativ einfach. Zunächst wird das Vorderrad in einer Führung fixiert und anhand des Radstands das Hinterrad korrekt auf der Rolle positioniert. Während des Betriebs wird durch zwei Frischluftgebläse der Fahrtwind auf Kühler und Motor simuliert, um eine optimale Kühlung zu garantieren, da die Messungen stets unter Volllast durchgeführt werden und dies für den Motor maximale Belastung bedeutet. So sollte auch immer der technisch einwandfreie Zustand des Motorrads garantiert sein.

Mit dem Beschleunigen des Antriebsrads wird auch eine 450 Kilogramm schwere Rolle beschleunigt. Hierfür muss der Schlupf zwischen Rolle und Hinterrad so gering wie möglich gehalten werden, was größtenteils durch einen profillosen oder profilarmen Reifen erreicht wird. Über einen spezielle Software und das Rechenzentrum wird dann unter Abnahme des Zündsignals an der Zündkerze die Leistung am Hinterrad errechnet und grafisch in Abhängigkeit von der Motordrehzahl dargestellt, wodurch die bekannte Leistungskurve entsteht. So ist dann die Leistungsabgabe am Hinterrad bei vollständig geöffnetem Vergaserschieber oder Drosselklappe im größten Gang dargestellt. Will man aber die reine Motorleistung an der Kurbelwelle in Erfahrung bringen, dann muss die so genannte Verlustleistung gemessen werden. Sie setzt sich aus dem Primärtrieb über die Kupplung bis zum Sekundärtrieb zusammen. Denn die daran beteiligten Bauteile reduzieren die von der Kurbelwelle abgegebene Motorleistung – grob formuliert – durch Reibungsverluste bis zum Hinterrad. Daher ist logischerweise die maximale Motorleistung am Hinterrad immer geringer als an der Kurbelwelle.

Zum Messen der Verlustleistung wird nach der Volllast-Beschleunigungsmessung bei Höchstdrehzahl der Kupplungshebel gezogen, bis das Hinterrad selbstständig zum völligen Stillstand kommt. Dieser Zeitraum dient in Verbindung mit der kontinuierlichen Reduzierung der Rotationsgeschwindigkeit der Rolle und den daraus resultierenden Messwerten als Basis zur Errechnung der Verlustleistung, die dann ebenso grafisch dargestellt wird. Auf eine exakte Beschreibung des mechanischen Vorgangs und der physikalisch wirkenden Kräfte wird bewusst verzichtet, da dies den Rahmen sprengen würde.

Die Besonderheit oder derzeit die Einzigartigkeit am Markt ist die Live-View-Funktion der Dynojet-Prüfstände. Sie ermöglicht eine Darstellung von Leistung, Drehmoment und Drehzahl noch während des Messvorgangs. Zudem können diverse Parameter wie beispielsweise Lambda-Wert, Motortemperatur, Zündung, Drosselklappenstellung und so weiter dargestellt werden – abhängig vom Motorradtyp. Bisher war eine Darstellung nur in grafischer Form nach der eigentlichen Messung möglich, so dass jetzt die Problemzonen noch während der Messphase erkennbar, veränderbar und somit die Abstimmungsarbeiten bei einer Optimierung des Motor-Managements enorm vereinfacht und zudem verbessert sind.

Mit Hilfe des Dynojet-Power-Commanders kann die Motorabstimmung passend nach Kundenwunsch optimiert werden. Am Beispiel: Bei hohen Drehzahlen bis zur Höchstdrehzahl bei voll geöffneter Drosselklappe erzeugen fast alle Motorräder einen Lambda-Wert, der für ein sehr fettes Kraftstoff-Luftgemisch sorgt, um die notwendige Kühlung im Zylinder sicherstellen zu können. Dabei werden entsprechende Sicherheiten einbezogen, die ausreichend Spielraum für eine Optimierung bieten, ohne dabei an die Grenzen und die Haltbarkeit des Motors zu gehen.

 

GEZIELTE ABSTIMMUNG a. Beispiel

2,1 PS und 2,4 Nm Steigerung im Serienzustand: Die individuelle Optimierung der Leistungsabgabe ist der nächste Schritt, um die gewünschte Motoracharakteristik zu erhalten. Somit kann beispielsweise mit dem Powercommander V durch entsprechende Testläufe und Veränderungen der Kraftstoff-Einspritzmengen ein sehr kräftiger Antritt aus niedrigen Drehzahlen oder beispielsweise ein freies Hochdrehen bis zur Höchstdrehzahl generiert werden. Aber auch bei zu viel Leistung kann diese passend zurückgenommen werden, um das eigene Bike
kräfteschonender bewegen zu können.

Die Varianten und Möglichkeiten sind zahlreich und begeistern durchweg. Denn bevor man in eine Auspuffanlage investiert, sollte man sich zunächst der Abstimmung der Serien-Motorcharakteristik widmen. Erst dann macht es Sinn auf weitere technische Mittel zurückzugreifen, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Denn auch der Einsatz einer Tuning-Auspuffanlage zur Performance-Steigerung unterliegt aus professioneller
Betrachtung der Notwendigkeit einer Anpassung des originalen Mappings zur Erlangung eines optimalen Ergebnisses und eines gesunden Motorlaufs.

PREISE

  • Einzelmessung ab 49 Euro
  • Abstimmung ab 279 Euro

Weitere Infos unter: www.micronsystems.de

Fotos: Christof, Micronsystems