TECHNIK: Ventilspielkontrolle am modernen Viertaktmotor – ein Hexenwerk oder einfacher als gedacht?

Die Ventilspielkontrolle mit korrekter Einstellung am Doppelnockenwellen-Motor – STEP BY STEP!

Als Basis dient die Husqvarna FE 250 mit einem Doppelnockenwellen-Viertaktmotor. Wann ist grundsätzlich die Ventilspielkontrolle notwendig? Zunächst orientiert man sich an den vorgegebenen Wartungsintervallen, was im Fall der Husky alle 30 Betriebsstunden vorgeschrieben ist. Im Sporteinsatz nach jedem Wettbewerb. Neigt man jedoch dazu, diese Intervalle weniger Aufmerksamkeit zu widmen, so kann sich dies beispielsweise in folgendem Maß bemerkbar machen: Fehlzündungen, schlechtes Startverhalten oder zunehmend geringere Motorleistung. Treibt man es mit den Wartungsintervallen bis auf die Spitze, so können durchaus Schäden an Ventile, Sitze und Kolben entstehen. Daher gilt für die Ventilspielkontrolle: Einmal mehr ist oftmals gesünder und schont zudem den Geldbeutel.

Die Kontrolle darf ausschließlich bei kaltem Motor durchgeführt werden. Dazu müssen der Tank abgenommen und der Ventildeckel demontiert werden. Auf der rechten Motorseite befindet sich eine Verschlussschraube zur Kurbelwellen-Fixierung, die entfernt werden muss. Danach soll der Motor mit der Hand mehrere Umdrehungen bewegt werden. Jetzt kann anhand der Markierungen auf den Nockenwellenrädern der obere Totpunkt eingestellt werden. Dies bedeutet, dass sich der Kolben in der Aufwärtsbewegung oder kurz vor der Abwärtsbewegung am obersten Punkt, genannt oberer Totpunkt, kurz OT befindet. In dieser Position belastet keine Nocke die Ventile, so dass die Ventilspielkontrolle durchgeführt werden kann. Die Markierungen an den Nockenwellenräden müssen mit der Außenkante des Zylinderkopfs in der Flucht liegen. Dann ist der OT erreicht und die Messung kann durchgeführt werden. Doch zuvor sollte die Schraube zur Kurbewellenfixierung angebracht werden, so dass während der Arbeiten der Kolben stets auf dem OT steht.

Für die eigentliche Messung werden so genannten Fühlerlehren benötigt. Welche Größen hängt von dem vorgegebenen Ventilspiel ab. Hierfür gibt es spezielle Fühlerlehren-Sets in einem Bund oder einzelne Fühlerlehren.

Im Fall der Husky ist ein Einlass-Ventilspiel von 0,10 bis 0,15 Millimeter vorgegeben. Hat man einen abweichenden Wert gemessen, der den vorgegebenen Bereich unter- oder überschreitet, so muss das Ventilspiel korrigiert werden. Doch zuvor kontrolliert man noch die Auslass-Ventile, deren Spiel  sich in einem Bereich von 0,13 bis 0,18 Millimeter bewegen sollte, was aktuell auch der Fall ist. Alle Soll- und Ist-Werte werden entsprechend des Messvorgangs notiert, um anschließend das richtige Einstellplättchen einsetzen zu können.

Nun geht es an die Demontage der Einlass-Nockenwelle auf der Drosselklappen-Körper zugewandten Seite. Zuvor ist der Steuerkettenspanner zu demontieren, so dass kein Druck mehr auf die Steuerkette ausgeübt wird. Nun ist der Nockenwellenhalter zu demontieren. Dabei sollte das Lösen der Schrauben in langsamen Schritten rückwärts der vorgeschriebenen Reihenfolgen durchgeführt werden. Dann erst kann der Halter entnommen und wie in der montierten Position abgelegt werden.

Mit einem Draht wird die Steuerkette gegen das Hineinfallen in den Steuerkettenschacht gesichert. Anschließend wird die Kette von beiden Nockenwellenrädern abgenommen und die Einlass-Nockenwelle kann entfernt und die Schlepphebel nach hinten weggeklappt werden. Hierbei ist äußerste Vorsicht geboten, da die Nockenwellen gehärtet sind und sehr schnell brechen können, sollten diese aus der Hand fallen.

Dann werden mit einem Stabmagneten das linke und rechte  Einstellblättchen herausgenommen. Achtung: Dabei sollte nicht vergessen werden, die Laufflächen der Nocken und die Nockenwellenlager auf Verschleiß zu prüfen, was ebenso für die Funktion des Kettenspanners gilt. Bei erhöhtem Verschleiß sollte ein Austausch in Betracht gezogen werden.

Jetzt muss das Bestehende Maß der Einstellblättchen mittels Mikrometer bestimmt werden. Zwar kann man sich – insofern noch lesbar – auf das aufgedruckte Maß berufen, doch bei höheren Laufleistungen ist auch ein entsprechender Verschleiß vorhanden, so dass die erste Variante die exakteste ist.

Nun folgt etwas Rechenarbeit: Der vorgeschriebenen Bereich von 0,10 bis 0,15 Millimeter für das Einlassventile sind die äußeren Grenzen. Weist beispielsweise das linke Einlassventil einen gemessenen Wert von 0,08 Millimeter auf, so muss eine Korrektur um 0,02 bis 0,07 Millimeter erfolgen, um innerhalb des vorgeschriebenen Bereichs zu bleiben. Je nach Hersteller gibt es bei den Einstellblättchen unterschiedliche Stufungen. Das montierte Einstellblättchen hat einen gemessenen Wert von beispielsweise 1,20 Millimeter. Um das Ventilspiel um die notwendigen 0,02 bis 0,07 Millimeter vergrößern zu können, muss das Einstellblättchen um diesen Wert in der Materialstärke reduziert werden. Das bedeutet, dass für das korrekte Ventilspiel nur ein Plättchen mit einem Wert von 1,13 bis 1,18 Millimeter eingesetzt werden darf.

Die Montage der Einstellblättchen erfolgt mit ausreichend Motoröl, was ebenso für Nockenwellen-Halter und die Nockenwelle selbst gilt. Der Umbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge unter Berücksichtigung der korrekten Anzugsmomente und Einbau-Markierungen. Sind alle Bauteile inklusive des Kettenspanners montiert, so erfolgt das mehrmalige Drehen des Motors von Hand, um anschließend erneut das Ventilspiel zu überprüfen.

Stößt man während des Drehens des Motors von Hand auf einen Widerstand, so ist der Vorgang sofort abzubrechen, da man hinsichtlich der Steuerzeiten höchstwahrscheinlich einen Montagefehler begangen hat. Passt alles und ist eine Abweichung bei der Kontroll-Messung festzustellen, dann ist der aufgezeigte Einstellvorgang erneut durchzuführen. Anschließend müssen nochmals alle Verschraubungen überprüft, der Ventildeckel und Tank montiert werden. Dann kann der erste Probelauf mit dem Finger am Notaus durchgeführt werden. Am Notaus deshalb, denn sollte der Motor ungewöhnliche Geräusche produzieren dann ist er sofort abzustellen.

BENÖTIGTSE WERKZEUG und MATERIALIEN

• Motoröl
• Drehmomentschlüssel bis 20Nm
• 8er, 10er, 12er und 13er Steckschlüssel mit Ratsche
• Innensechskant-Einsatz-Set
• 8er, 10er, 12er und 13er T-Schlüssel
• Reinigungstücher
• Passende Fühlerlehren
• Ventileinstellplättchen-Satz
• Hitzebeständige Motor-Dichtmasse
• Notizblock und Stift
• Herstellerangaben
• Montagezeit: 20 bis 60 Minuten

ACHTUNG: Hierbei handelt es sich nur um eine Hilfestellung, die sich nicht fahrzeugspezifisch orientiert. Wer sich mit den erklärten Arbeitsschritten bei der eigenen Enduro nicht hundertprozentig sicher ist oder nicht über die passenden Werkzeuge und die notwendigen Fachkenntnisse verfügt, sollte einen Fachmann zu Rate ziehen.

Bilder: Husqvarna (1)