KTM 350 EXC-F 2015 – Der Alleskönner

KTM setzte mit dem Debüt der 350 EXC-F im Jahr 2011 eine neuen Richtwert in der E2-Klasse: Die inzwischen erfolgreichste KTM-Viertakt-Sportenduro im Rückblick

Mit der Präsentation der KTM 350 EXC-F im Jahr 2011 war das Aufsehen im Enduro-Lager weitaus geringer als gedacht. Denn man kannte den ungewöhnlichen Hubraum schon aus der Cross-Szene, in der die 350 SX-F bereits für Furore sorgte. Nach bestandener Prüfung als Cross-Gerät entschied sich KTM, die ungewöhnliche keineswegs in historischer Hinsicht – man denke zurück an die LC4 350 – Hubraum-Variante den Enduro-Sportlern zugänglich zu machen. Und schon war die die 350 EXC-F geboren.



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Sie war natürlich nicht das erste Enduromodell mit diesem speziellen Hubraum, denn Husqvarna hatte schon mit seiner TE 310 für den ersten Weltmeistertitel gesorgt. GasGas bietet schon seit längerem eine 300er auf Basis einer aufgebohrten 250er mit Yamaha-Motor an. Dann wären da noch die Husaberg FE 390, die es nicht mehr gibt, und die Beta 400 RR, die als 390er und jetzt als 350er mit reduziertem Hubraum angeboten wird. Zuletzt noch die Sherco SEF-R 300, die nicht weniger interessant sein dürfte und aktuell als das Leichtgewicht in dieser Klasse gilt.

Natürlich hatte man bei KTM mit derartigen Hubräumen schon allein durch die 400 EXC bis 2010 ausreichend Erfahrung gesammelt. Allerdings konnte man mit der 400er nie die Verkaufszahlen einer 350er erreichen, zumal es sich bei der 350er um ein völlig neues Motorkonzept samt Peripherie handelt, das nicht mehr mit der 400er zu vergleichen ist. Zu abgedroschen war der Ruf der 400er als Hobby-Fahrzeug oder Frauen-Enduro. Womit sie sich auch  2010 – das letzte Modelljahr der 400er – mit knapp 70 verkauften Fahrzeugen in Deutschland verabschiedete.

Anders verhielt es sich mit der 350 EXC-F. Denn schon im ersten Modelljahr 2012 – also im Kalenderjahr 2011 – konnte man über 400 Fahrzeuge an den Mann bringen, was nicht nur für KTM Deutschland eine absolute Überraschung war und so nicht erwartet wurde. Aktuell ist die 350 EXC-F neben dem 300er Zweitakter die meistverkaufte Viertakt-Sportenduro in Deutschland.

 

 

 

 

 

Modelljahr 2012: 8.695,00 Euro – Verkaufte Einheiten: 410

 

 

 

 

Modelljahr 2013: 8.895,00 Euro – Verkaufte Einheiten: 460

 

 

 

 

Modelljahr 2014: 9.095,00 Euro – Verkaufte Einheiten: 230

 

 

 

 

Modelljahr 2015: 9.195,00 Euro – Verkaufte Einheiten: 250

 

Dies gilt ebenso im direkten Vergleich auf dem Weltmarkt. Hier konnte KTM im ersten Jahr schon über 7000 Einheiten absetzen, was die XC-W-Modelle für die USA mit einschließt. Die Entwicklung seit der Markteinführung ist im Diagramm zu sehen.

Seit dem Modelljahr 2012 wurden weltweit zirka 27.000 KTM 350 EXC-F verkauft, was sie zur meistverkauften Sportenduro auf dem Markt macht. In Deutschland sind es geschätzte 1400 Fahrzeuge, die ihren Käufer seit 2011 gefunden haben. Somit kann man festhalten, dass das Konzept der 350er zu 100 Prozent aufgegangen ist und die eigenen Erwartungen sogar übertroffen hat, wie KTM-Produktmanager Joachim Sauer verlauten lässt.

Wie sieht es mit den sportlichen Erfolgen aus? Die ersten Gehversuche auf dem internationalen Parkett waren in der Enduro-Weltmeisterschaft nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Den Franzosen Jonny Aubert, damals KTM-Werksfahrer, verfolgte das Verletzungspech in Kombination mit technischen Ausfällen, so dass die Titelambitionen auf der 350er 2011 bekanntlich gegen null liefen.

Eher erfolgreich war die 350er in Kombination mit dem auf Extrem-Einsätze spezialisierten Polen Taddy Blazusiak in den USA bei den Indoor-Enduro-Veranstaltungen, die er Jahr für Jahr gewinnen konnte. Allerdings musste er sich 2014 ausnahmsweise mit dem Vizetitel begnügen. Kailub Russel konnte aktuell mit der 350er die prestigeträchtige GNCC, ausgeschrieben Grand-National-Cross-Country, überlegen gewinnen. In nationaler Hinsicht konnte sich David von Zitzewitz mit seiner 350er in Szene setzen und den Vizetitel in der E2-Klasse einfahren.

Worin liegt nun das Geheimnis der 350er? Nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch für den Verkaufserfolg, der nicht allein auf den Sportfahrer, sondern primär auf den Hobbyfahrer zurückzuführen ist. Rekapitulieren wir noch einmal: 117 Kilogramm Startgewicht, 45 PS Spitzenleistung, hohe Verarbeitungsqualität und ein Einstandspreis von aktuell 9.195 Euro können nicht allein für diesen Erfolg verantwortlich sein. Das Gewicht in dieser Klasse wird auch von der Konkurrenz erreicht. Zwar kommt selbige nicht an die hohe Motorleistung heran, aber im Schnitt ist sie auch deutlich günstiger zu bekommen.

Im Vergleich: Modelljahr 2012: 8.695 Euro, 117kg, 43,3 PS. Modelljahr 2013: 8.895 Euro, 117kg, 44,1 PS. Modelljahr 2014: 9.095 Euro, 117kg, 45 PS, Modelljahr 2015: 9.195 Euro, 117kg, 45 PS. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass beispielsweise im Jahr 2012 schon das Modelljahr 2013 verkauft wurde. Bedeutet, dass das Modelljahr in der Regel immer ein Kalenderjahr früher am Markt eingeführt wird.
Von Anbeginn an: Das 2012er Modell sorgte schon für Furore. Der Motor begeisterte durch seine Drehfreudigkeit in Verbindung mit dem bekannt typischen einfachen Handling der EXC-Modelle. Allerdings stellt sich die weiche Fahrwerksabstimmung anfangs als das größte Problem heraus. Denn dadurch kam bei hohen Geschwindigkeiten für unseren Geschmack zu viel Unruhe ins Geschehen. Dafür waren eine verwertbare Traktion und Fahrkomfort gegeben.

Die 2013er Ausführung wurde nur während der Präsentation in Italien getestet. Ein neues Gabelöl samt SKF-Gabelsimmeringen sowie ein geänderter – längerer – Vorderradnachlauf verbesserten das Fahrverhalten der 350er. Anstatt Excel-Felgen kamen höher belastbare amerikanische Giant-Felgen zum Einsatz und Maxxis war und ist der neue Reifenlieferant. Zuletzt wurde noch die Ausgleichswelle optimiert und die neue DDS-Kupplung spendiert.
Für das Modelljahr 2014 wurde dem Motor eine überarbeitet Nockenwelle für ein verbessertes Startverhalten in Verbindung mit einem optimierten Schließzeitpunkt der automatischen Dekompression eingesetzt. Für eine höhere Zuverlässigkeit unter extremen Bedingungen kam eine  dreilagige Zylinderkopfdichtung zum Einsatz. Ventilfederteller und Auflage wurden widerstandsfähiger gestaltet und das untere Pleuelauge erhielt ein Gleitlager zur Verlängerung des Wartungsintervalls auf 135 Betriebsstunden.

 


SERVICEDATEN – KTM 350 EXC-F 2015

  • Motorölwechsel erstmals nach einer, dann nach 15 Betriebsstunden und im Anschluss alle 30 Betriebsstunden (im Sporteinsatz nach jedem Wettbewerb)
  • Ventilspielkontrolle erstmals nach einer, dann alle 30 Betriebsstunden (im Sporteinsatz nach jedem Wettbewerb)
  • Kolbenwechsel alle 135 Betriebsstunden (im Wettbewerbseinsatz alle 70 Betriebsstunden)
  • Nockenwellen, Kurbelwelle- und Pleuellagerwechsel alle 135 Betriebsstunden (alle 70 Betriebsstunden im Wettbewerbseinsatz)

 

Ein neuer Wasserpumpen- und Kupplungsinnendeckel sowie eine verbsserte Kolbenkühlung mittels neuer Ölspritzdüse vervollständigen die Neuerungen. Die DDS-Kupplung wurde bezüglich ihrer Langlebigkeit verbessert und die Armatur schwarz beschichtet. Für ein nochmaliges Verbessern des Startverhaltens musste der Starterfreilauf überarbeitet werden.

Optisch wichtigste Änderung war der neue H4-Scheinwerfer, der der 350er zu einem komplett neuen Erscheinungsbild verhalf. In diesem Rahmen kam ein widerstandsfähigere Vorderradabeckung zum Einsatz – erkennbar an den Versteifungs-Stegen in Fahrtrichtung.
2015 kam der entscheidende Schritt, um auch optisch wieder an vorderster Front mitzumischen. Der orangefarbene Rahmen und die Wiederkehr der schwarzen Felgen bringt den gewünschten Verkaufseffekt durch die Ähnlichkeit mit einem echten Werks-Bike. Die Neuerungen sind allerdings kurz aufgezählt: MAE-Digitaltacho, schwarzer Neken-Lenker, Zweikomponenten-Gummigriffe, widerstandsfähigere Hebelschützer und ein neues Dekor mit geänderter Grafik. Der Schalldämpfer mit 2-Cone-System dient zur Einhaltung der neuen FIM-Grenzwerte, womit wir auch schon am Ende der Neuerungen sind.

In der Summe aller erwähnten Veränderungen, Neuerungen und sportlichen Erfolge bleibt  – nicht ganz unverdient – festzustellen, dass die KTM 350 EXC-F eine der potentesten Sportenduros für jedermann darstellt. Jedermann deshalb, weil sie nicht mit übermäßigem Drehmoment den Hobby-Piloten überfordert, aber auch genügend Drehfreudigkeit und Spitzenleistung für den ambitionierten Sportpiloten bereit hält. In Kombination damit sind das geringe Gewicht und die passende Reichweite dank einem neun Liter fassenden Kraftstofftank als ideal hervorzuheben. Somit ist sowohl für den klassischen Endurosport als auch für die Geländetour am Wochenende ein angemessener Aktionsradius möglich.

Sicherlich ist nach wie vor das für dieses Aggregat typische Ausploppen des Motors bei niedrigen Drehzahlen verbesserungswürdig, was aber über die Möglichkeit der Anpassung der elektronischen Einspritzung etwas entschärft werden kann. Fakt ist – und das sollte hierbei berücksichtigt werden – dass die Ursprünge dieses Aggregats im Cross-Segment liegen und deshalb konstruktionsbedingt nicht derart endurospezifisch ausgeprägt sind wie es beispielsweise bei der größeren Schwester mit 450 Kubikzentimetern der Fall ist. Übrigens ist diese Eigenheit logischerweise auch bei der Husky FE 350 nach wie vor festzustellen.

Dieses Phänomen tritt jedoch – wie bereits erwähnt – nur in extrem langsamen Fahrsituationen und bei sehr niedrigen Drehzahlen auf. Mit dem Wissen im Hinterkopf kann man diese Problematik durch eine erhöhte Motor-Drehzahl beikommen.

Zum einfachen Handling brauchen wir keine weiteren Worte zu verlieren. Wird es eng und anspruchsvoll, dann kommt die Stunde der EXC-F. In schnelleren Passagen kann sich die Konkurrenz wiederum gut gegen diese 350er wehren, wenn vereinzelt ein besserer Geradeauslauf den Auschlag gibt. In der Verarbeitungsqualität kann derzeit kein Sportenduro-Hersteller KTM das Wasser reichen – deshalb auch die hohe Wertbeständigkeit der KTM-Modelle. Mit verantwortlich sind natürlich das passende dichte Händlernetz, die Ersatzteilversorgung und das umfangreiche Powerparts-Zubehör-Programm.


 

ERSATZTEILPREISE – KTM 350 EXC-F 2015

  • Kotflügel vorn 28,80 Euro
  • Gabelschützer 61,20 Euro
  • Lampenmaske 30,30 Euro
  • Scheinwerfer 70,40 Euro
  • Kotflügel hinten 42,70 Euro
  • Luftfilterkastenabdeckung links und rechts 61,40 Euro
  • Kühlerabdeckung links und rechts mit Dekor 83,20 Euro
  • Restliches Dekor 63,60 Euro
  • Kolben inklusive Kolbenbolzen, Ringe und zwei Sprengringe 265,20 Euro
  • Kolbenringe 69,30 Euro
  • Krümmer 345,90 Euro
  • Schalldämpfer 272,30 Euro
  • Bremshebel 26,50 Euro
  • Kupplungshebel 29,70 Euro
  • Schalthebel 52,90 Euro
  • Fußbremshebel 79,40 Euro
  • Leichtmetall-Heck 262 Euro
  • Ölfilter 7 Euro
  • Luftfilter 16,80 Euro
  • Bremsscheibe vorn 103,20 Euro
  • Bremsscheibe hinten 89,40 Euro
  • Offene Hebelschützer 41,30 Euro

TESTERGEBNIS / FAZIT: Im Großen und Ganzen ist der Boom der KTM 350 EXC-F nachvollziehbar, auch wenn der Preis nach wie vor ganz schön heiß ist. Das Gesamtpaket ist stimmig und funktioniert, sobald man die passende Fahrwerksabstimmung vorgenommen hat. Im Prinzip kann die 350er im Modelljahr 2015 als optisch bestechend und spielerisch einfach in der Handhabung bezeichnet werden – und man kommt auf Anhieb mit ihr gut zurecht.

Technische Daten KTM 350 EXC-F 2015 - OC
WEITERE IMPRESSIONEN…

Weitere Infos unter: www.ktm.com
Bilder: OFFROADCRACKS.com, KTM
Kleidung: Just1-Helm, Axo-Brille, Gaerne SG12-Stiefel, Thor-Hose, Jopa-Jacke

„Wir bedanken uns für die professionelle Zusammenarbeit bei…
…KTM-Deutschland, Micronsystems, Just1, Axo, Gaerne, Thor und Jopa.“