Der HMMWV ist mit seinem markanten Erscheinungsbild aus den Krisengebieten dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Das ein oder andere gute Exemplar befindet sich nach der Operation „Desert-Storm“ mittlerweile in privaten Händen von Sammlern, Offroad-Enthusiasten und Reservisten.
Der HMMWV – ausgesprochen Humvee – von AM General existiert seit 1985 in mehr als 15 verschieden Versionen mit unterschiedlichsten Aufbauten, Bewaffnungssystemen und Panzerungsarten. Nicht nur von der US-Army, sondern auch anderen Nationalitäten in Kriegsgebieten vertrauen auf den Hummer. Hinsichtlich seiner Geländetauglichkeit besitzt er auf Grund seiner Maße ein Alleinstellungsmerkmal, was ihn zeitgleich dieses martialisch anmutenden Design verschafft.
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Er ist der direkte Nachfolger der in die Jahre gekommenen Fahrzeugtypen wie beispielsweise M151 und Chevy Blazer und wird als 1¼-Tonner in der US-Army bezeichnet und unterliegt der offizielen Fahrzeugkategorie High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle – kurz HMMWV.
In unserem Fall handelt es sich um einen M1025 Slantback Baujahr 1985. Das Fahrzeug stammt ursprünglich von der US-Streitkräften und wurde in dieser Ausführung hauptsächlich für den Arabischen Raum produziert. Nachdem die Operation Desert-Storm beendet wurde, ging der M1025 Slantback an das Saudi-Arabische Militär über. Nach der Ausmusterung sind diese Fahrzeuge über Händler vor Ort verkauft worden. Daraufhin hat Eugen Eble von Eble4x4, der sich bis vor einigen Jahren noch intensiv mit den Humvees beschäftigte, das Fahrzeug im Saudi-Arabischen-Raum erworben und instandgesetzt. Anschließend wurde es nach Italien verkauft, um darauf vor nicht all zu langer Zeit im fränkischen Neustadt wieder aufzutauchen.
Insgesamt wurden über 150.000 Fahrzeuge des HMMWV produziert und innerhalb der US-Streitkräfte verteilt. Leider gehörte die erste Generation nicht zu den zuverlässigsten Fahrzeugen. Oftmals hörte man von den GI’s, dass der Humvee gut für die Fahrt ins Kampfgebiet war, man aber meistens ohne ihn zurückkam, da er häufig liegen blieb. Was war die Ursache? Noch während der anhaltenden Erprobungsphase machten die US-Streitkräfte Druck auf AM-General, dass das Fahrzeug für die anstehenden militärischen Operationen schnellstmöglich produziert werden musste. So blieb dem Hersteller – der damit einen Milliarden-Vertrag in der Tasche hatten – nichts anderes übrig als den noch nicht ausgereiften Prototypen für die Serienproduktion heranzuziehen.
Das Konzept an sich war genial einfach und für das Einsatzspektrum des Militärs optimal. Durch die extrem große Spurbreite konnte der Schwerpunkt relativ niedrig gehalten werden, was gerade bei Schrägfahrten am Hang einen Kipppunkt laut GI-Handbuch von bis zu 40 Prozent zuließ und Steigungen von bis zu 60 Prozent ermöglichte. Das diese Werte in der Praxis deutlich überschritten werden können ist unbestritten.
Eine Bodenfreiheit von üppigen 40 Zentimetern stellt einen hervorragenden Wert dar. Erreicht werden konnte dies durch eine Einzelradaufhängung an allen vier Rädern inklusive einem Vorgelege ähnlich einer Portalachse.
Die mächtigen A-Arms stützen das Rad ab. Schön zu sehen sind Vorgelege und Antriebswelle. Letztere neigt gerne zu Schäden bei zu forscher Gangart mit eingelegter Mittel-Differentialsperre.
Die Bremsanlage befindet sich hierbei nicht wie gewohnt an der Radnabe, sondern ist direkt zwischen Differential und Antriebswelle in Form zweier frei liegenden innen belüfteten Bremsscheiben pro Achse positioniert. Somit wird zusätzlich die ungefederte Masse am Rad selbst reduziert.
Durch die Bauform konnte ein extrem glatter Unterboden erzeugt werden, in dem Motor, Getriebe, Antriebsstrang, Auspuffanlage und ein 96 Liter fassender Kunststoff-Tank integriert wurden. Somit war es für den HMMWV ein Leichtes über Erhöhung sprichwörtlich hinweg zu rutschen, ohne gravierende Beschädigungen an der Fahrzeugunterseite erwarten zu müssen.
Dies hat allerdings zur Folge, dass der Innenraum durch den vorhanden Getriebetunnel relativ wenig Platz für die Insassen bietet. Zum Beifahrer selbst sind es immerhin fast über einen Meter Distanz.
TECHNISCHE KURZDATEN
Technische Kurzdaten HMMWV - © OFFROADCRACKS
Zum Schutz vor Korrosion wurde der Leiterrahmen aus Edelstahl und die Karosserie aus Aluminium gefertigt. Dementsprechend gering ist leider auch der Insassenschutz. Nicht nur in Bezug auf den militärischen Beschuss, sondern auch bei Überschlägen.
Hoch das Bein: Eine Verschränkung im klassischen Sinne ist mit dem Humvee auf Grund der Einzelradaufhängung nicht möglich. Der Kipppunkt kündigt sich jedoch frühzeitig an. Für den Notfall sind Schaufel und Spaten unter dem Heck positioniert.
Für das Vorankommen sorgt ein V8-Dieselmotor – später auch mit einer Hubraumerweiterung und Turboaufladung versehen – der aus knapp 6,2 Litern Hubraum 150 PS generiert. Dass die nur 150 PS für ein derart schweres Fahrzeug nicht gerade ideal waren, wurde auch nicht durch die Verwendung eines Dreigang-Automatik-Getriebes positiv beeinflusst. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von etwas über 100km/h sollte dem geplanten Einsatzspektrum allerdings genüge getan sein.
Für extremes Gelände kann man auf ein Untersetzungsgetriebe zurückgreifen, dass zudem die Sperrung des Mittel-Differentials ermöglicht.
Schaltkulisse mit Handbremse links, Untersetzung samt Mitteldifferential-Aktivierung in der Mitte sowie Wählhebel des Dreigang-Automatik-Getriebes rechts
Auf die militärischen Beleuchtungsmöglichkeiten gehen wir nicht weiter ein, da dies den Rahmen sprengen würde.
Die Standard-Ausführung des HMMWV kann eine Watttiefe von 0,75 Meter realisieren, die durch einen Deep-Water-Kit auf 1,5 Meter erhöht werden kann.
Auf Grund der 37-Zoll-Bereifung sind hervorragende Klettereigenschaften vorhanden, die in Zusammenspiel mit dem Automatikgetriebe fast schon trialartige Fähigkeiten zulassen.
Die Slantback-Version verfügt nicht nur über eine Kofferraumabdeckung, die sowohl nach vorne als auch nach hinten geöffnet werden kann, sondern zusätzlich über eine Dachluke mit einer MG-Lafette samt Aufnahme für den Bordschützen.
Der mächtige Getriebetunnel halbiert den Innenraum. Das aufgesetzte Funkgerät ist gut erreichbar. Der Sitzkomfort ist trotz steiler Rücklehne durchaus akzeptabel für eine Körpergröße über 1,80 Meter. Das mittig positionierte Lochblech dient als Standfläche für den Richtschützen.
Dieser steht auf einer Plattform und sitzt dabei in einem Haltegurt, der von links nach rechts am Drehturm befestigt ist.
Ein Funkgerät (funktionsloses Modell) ist über dem Getriebetunnel gut von Fahrer und Beifahrer erreichbar positioniert.
Der Verbrauch des 6,2-Liter-Aggregats beläuft sich je nach Fahrweise auf 20 bis 25 Liter Diesel. Im Gelände
sind nach oben keine Grenzen gesetzt.
Wer mit dem Gedanken spielt einen HMMWV käuflich zu erwerben, sollte sich genauesten über den technischen Zustand informieren und selbst mit Schrauberkenntnissen gesegnet sein, da die doch recht anfälligen ersten Modelle alles andere als wartungsfreundlich sind. Je nach Zustand und Aufbau fangen gute gebrauchte HMMVs bei 40.000 Euro an.
EIGENTÜMER-PORTRAIT
Text - HMMWV Slantback 1985 - Porträt ©OFFORADCRACKS
IMPRESSIONEN
In Längsrichtung einstellbare Abschleppvorrichtung mit massiver Zugöse
Die Einzelradaufhängung an A-Arms, Schraubenfedern und Gasdruck-Stoßdämpfer kommen schnell an ihre Grenzen, dank Vorgelege kann eine Bodenfreiheit von über 40 Zentimetern realisiert werden.
Eine Dachluke samt 360-Grad-Drehturm bietet dank Riemen einen spartanischen Sitzplatz für den Richtschützen
während der Fahrt.
Einfacher und leicht zu reparierender Schließmechanismus an Alu-Türe und Fenster, die Türen können ohne Werkzeug aus den Scharnieren gehoben werden.
Die Kofferraumklappe lässt sich durch ein einfaches System sowohl von vorn als auch von hinten öffnen.
Selbige ist massiv genug, um mittels Fangnetz weiteres Material am Fahrzeug zu befestigen.
Trotz vier Sitzplätze bietet der Slantback im Kofferraum ausreichend Platz für das Reserverad und zusätzliches Material.
Die Rückwand der Rücksitze kann als Ladefläche bei gleichzeitigem Zusammenlegen des Sitzes genutzt werden.
Interessante Details in Form des Scheibenwischer-Betätigungsknopfs und zugehörigem Motor darüber. Darunter ein dimmbares Blaulicht, welches für eine Ausleuchtung des Innenraums sorgt und vom Feind auf Distanz nicht wahrnehmbar sein soll.
Dank Deep-Water-Kit erreicht der Humvee eine Wattiefe von 1,50 Meter, ohne sind nur 0,75 Meter möglich.
Achtung: Wassereinbruch ist garantiert!
Ein Drehhebel ersetzt das klassische Zündschloss. 12-Uhr-Position beinhaltete „Vorglühfunktion“ und „Zündung ein“. Auf 14-Uhr wird der Motor gestartet. Darunter befinden sich zahlreiche Einstellmöglichkeiten der Lichtanlage samt Tarnlichter
Altbekannter 6,2 Liter V8 Dieselmotor mit 150 PS in der ersten Generation. In den jüngeren Ausführungen wurde die Leistung auf über 160 bis hin zu 190 PS dank Turboaufladung gebracht. Das knapp 25 Liter fassende Kühlsystem sorgt dank großflächigem Kühler stets für eine gesunde Motortemperatur unter allen Bedingungen