Ein Willy’s Jeep M38 modifiziert für den professionellen Wettbewerbseinsatz mit Staralüren: Ein rattenscharfes Kampfgerät – gebaut von Heiko Schmalz aus dem Fichtelgebirge.
Heiko Schmalz und Cindy Leupold sind keine Unbekannten in der Trial-Trophy-Szene. Beide sind die Erstbesetzung in ihrem Willy’s Jeep und als Team „Woldstagengster“ – man möchte behaupten – außergewöhnlich erfolgreich unterwegs.
Die Liste ist lang: 1. Platz Wolpertinger, 1. Platz Auslese, 2. Platz Steinbeisser oder ein 3. Platz beim NVG-Passau sind nur ein kleiner Auszug ihrer siegreichen Einsätze in der Trial-Trophy-Szene.
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Warum gerade ein M38? Ist dieser Fahrzeugtyp doch alles andere als hoch aktuell und bedarf zahlreicher Umbaumaßnahmen. Das Angebot war günstig und einige Modifikationen am Willy’s waren bereits durchgeführt, so die Aussage von Heiko. Seit mehr als zehn Jahren befindet sich der Willy’s im Besitz des Woldstagengster-Teams und hat seitdem unzählige Modifikationen erfahren, die sich über die Jahre aus den unzähligen Wettbewerbseinsätze herauskristallisiert haben.
Anfänglich noch mit Blattfedern ausgerüstet waren die Möglichkeiten doch etwas eingeschränkt, auch wenn die fahrerischen Ergebnisse durchweg gut waren. Doch für Spitzenplatzierungen hat man stetig gefeilt und gewerkelt. Der Radstand wurde durch das Versetzen der Achsen auf CJ-7-Niveau gebracht.
Bei den Achsen griff man zu den bekannt robusten Patrol-Komponenten der Modellreihe K-160. Diese wurden durch Heiko und Cindy mit ARB-Sperrdifferentialen versehen und nach ihren Vorstellungen modifiziert. Ja, richtig gehört. Seine Freundin und Co-Pilot Cindy schraubt zu 100 Prozent mit – auch an Weihnachten, wenn es mal sein muss. „Die Patrol-Achsen sind so einfach aufgebaut, wie wenn man Lego spielen würde“, so der O-Ton von Heiko. Mehr verrät er aber nicht und kommentiert weitere Nachfragen mit einem breiten Grinsen.
Das Herzstück ist ein V8-Motor mit 5,7 Liter Hubraum und stammt von GM Performance. Hierbei handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Exemplar, sondern um einen Bootsmotor. Jetzt fragt man sich sicherlich warum denn gerade ein Bootsmotor zum Einsatz kommt? Heiko Schmalz beantwortet die Frage relativ schnell und einleuchtend: „Dieser Motorentyp ist sehr viel belastbarer, da im Bootsbetrieb der Motor meistens im Vollast-Bereich läuft und somit weitaus stärker thermisch und mechanisch belastet wird. Und das ist natürlich in dieser extremen Beanspruchung bei Trophy und Trial ein Vorteil, der über Jahre hinaus für einen komplikationsfreien Einsatz steht. Denn die thermischen und mechanischen Reserven liegen sehr viel höher als bei einem vergleichbaren PKW-Motor“.
Der Kühler wurde ins Heck implantiert, um somit vor Steinen, Schlamm oder den zahlreichen Seilwinden-Einsätzen geschützt zu sein. Ein davor positionierter 70-Liter Tank reicht für gut sechs Stunden Dauereinsatz im Trialgelände aus.
Hinter den Sitzen ist der ARB-Kompressor und das Doppel-Batteriesystem positioniert. Dadurch auch gut geschützt bei Wasserdurchfahrten.
Fahrwerksseitig vertraut man auf Fox-Airshocks, zwei Zugstreben und einen Panhardstab vorn und zwei Schubstreben samt zwei Oberlenkern hinten. Ohne Stabilisatoren würden sich der Willy’s aufschaukeln, so dass man auf einstellbare Currie-Anti-Rock-Stabilisatoren zurück griff.
Eine hydraulische Lenkung gehört fast schon zum guten Ton. Die Bremsanlagen stammen an der Vorderachse vom Nissan Patrol GR. Auf Grund der fehlenden Bremskraftverteilung kommen hinten Suzuki-SJ413 Scheibenbremsen zum Einsatz, da ansonsten die Hinterachse ständig überbremsen würde.
Technische Kurzdaten Willy's Trail-Umbau ©OFFROADCRACKS
Natürlich gehört hier das Winchen wie zum „Schäuferla das Knödel“ dazu, was in diesem Fall Cindy auf den Plan ruft. Sie muss das Seil samt Haken an geeignete Befestigungspunkte bringen, was bei einem Ganztages-Wettbewerb ein echter Knochenjob ist. Der dann folgende Winchvorgang geht schnell vonstatten. Denn Heiko hat auf seiner Warn-Seilwinde 8274 einen Doppel-Motor-Kit von MB-Corse verbaut, der die Geschwindigkeit der Warn-Winde um 30 Prozent steigert – denn auch hier läuft die Uhr.
Bewegt wird der Willy’s ausschließlich mit 102-Oktan-Kraftstoff. Beim Anlassen des Ramjet-Aggregats bäumt sich bei kleineren Gasstößen der Willy’s sprichwörtlich auf. Die freie Abgasführung sorgt für einen tiefen martialischen Sound – passend. Sobald loser Untergrund unter die mächtigen 35er Super Swamper kommt und dem Willy’s die Sporen gegeben werden, geht die Post ab.
Die Traktion ist enorm und die Motorkraft erstaunlich gut dosierbar. Das muss für technisch sauberes Fahrern auch so sein, denn dort entscheiden Zentimeter über Sieg oder Niederlage. Aber das Wichtigste dabei ist das Zusammenspiel von Fahrer und Beifahrer. Denn funktioniert die Kommunikation nicht zu 100 Prozent, so ist ein Sieg nahezu unmöglich. Aus diesem Grund wird mit einer Gegensprechanlage in die Veranstaltungen gestartet. Denn bei einem derart martialischem Sound kommt man mit der natürlichen Stimmgewalt sofort an seine Grenzen.
Das Woldstagengster-Team gehört zusammen mit seinem Willy’s Jeep sicherlich zu den besonderen Erscheinungen in der Szene. Der Willy’s ist praktisch und haltbar aufgebaut ohne sich dabei in den finanziellen Ruin stürzen zu müssen. Hier würde folgender Spruch mal wieder zutreffen: „Weniger ist oftmals mehr“, was die Platzierungen durchweg beweisen – weiterhin viel Erfolg.
Umbauten - Willys Trialumbau ©OFFROADCRACKS
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