Die FIM Hardenduro World Championship existiert dank der Bemühungen der WESS Promotion GmbH und der großzügigen finanziellen Unterstützung von KTM vom ersten Tag an. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme kann das österreichische Unternehmen KTM die Serie in 2025 leider nicht mehr unterstützen.

Das Führungsteam rund um Winfried Kerschhaggl (WESS) setzt weiterhin voll auf die Zukunft der Serie und plant bereits jetzt, die Serie unter einem neuen rechtlichen Rahmen für die Saison 2025 weiter zu organisieren und zu bewerben.

In einem aktuellen Interview mit SPEEDWEEK.COM erörtert Winni Kerschhaggl die erheblichen Auswirkungen der jüngsten Entscheidung von KTM und gibt Einblicke in die weitere Entwicklung der Serie, die bevorstehenden Herausforderungen und die Chancen, die sich aus diesem Übergang ergeben.

KTM gehört On- und Offroad zu den Protagonisten im Sport. Durch den 2024 angehäuften Schuldenberg in Höhe von 1,5 Milliarden Euro wird im Rahmen des am 29. November eingeleiteten Sanierungsverfahrens jede Ausgabe auf den Prüfstand gestellt. Die Auswirkungen davon erreichen mehr und mehr den Spitzensport, der Ausstieg von GASGAS und Husqvarna aus der Moto3– und Moto2-WM waren der erste Schritt. MV Agusta, mit einem Team in der Supersport-WM vertreten, soll verkauft werden.

Die Hardenduro-WM wird von der vorwiegend von KTM finanzierten WESS Promotion GmbH organisiert. Die durch die Situation bei KTM ausgelösten Schockwellen haben nun auch diese getroffen. SPEEDWEEK.com sprach mit WESS-Chef Winni Kerschhaggl.

1. Winni, welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation bei KTM auf die Hard-Enduro-WM?

Die WESS Promotion GmbH soll liquidiert werden. Das trifft uns nicht nur als Gesellschaft, sondern auch persönlich. Aber wir als Management-Team möchten die Hardenduro-WM in einer neuen Gesellschaft fortsetzen. Die WESS Promotion GmbH hat es gegeben, weil sie primär von KTM finanziert wurde. Aus der WESS Promotion GmbH sind unsere Leistungen bezahlt worden. KTM kann die Serie aufgrund der bekannten Ereignisse nicht mehr unterstützen.

2. Wie steht der Motorrad-Weltverband FIM zu dieser Situation?

Die Verträge bestehen zwischen der FIM und der WESS Promotion GmbH. Die FIM steht den Plänen, die WM in einer neuen Gesellschaft fortzuführen, positiv gegenüber, weil sie starkes Interesse daran hat, dass die WM weiter realisiert wird. Die FIM hat sich bereit erklärt, uns hier auch finanziell entgegenzukommen, zumindest im ersten Jahr.

3. Was bedeutet das konkret für die kommende Saison?

Unser Plan ist, uns weitgehend an den vorgestellten Kalender zu halten. Wenn Änderungen zu erwarten sind, dann sind die Rennen in Übersee betroffen. Also konkret das Outliers in Kanada. Dies nicht nur, weil wir selbst entsprechend sparen müssen, sondern auch, weil die betroffenen Teams unter der Situation leiden. Reisekosten werden noch mehr zu einer Herausforderung, als sie es eh schon waren. Daher können wir im ersten Jahr nach KTM den globalen Anspruch an den Kalender nicht erfüllen – was aber vor diesem Hintergrund verständlich sein wird. Jetzt gilt es, die Serie am Leben zu erhalten.

4. Zur Gewährleistung der Planungssicherheit für Veranstalter, Teams und Fahrer ist Eile mit der neuen Gesellschaft geboten.

Das ist richtig! Wir haben mit allen Veranstaltern gesprochen, auch denen, die 2025 nicht im Kalender sind. Sie sind unisono daran interessiert, dass die WM weiter besteht. Der überwiegende Teil ist auch daran interessiert, dass dies mit der FIM weitergeführt wird. Darüber hinaus sind sie auch daran interessiert, dass dies mit dem bestehenden Management-Team geschieht, weil die Erfahrungen und Lehren aus den letzten Jahren eine gute Grundlage dafür bilden. Wir haben auch sofort die Kontakte zu potenziellen Sponsoren gesucht und die ersten Gespräche laufen vielversprechend.

5. Glaubst du, dass diese desaströse Situation auch Chancen bietet?

Ganz sicher. Im Moment tut es weh, aber die ganze Arbeit, die wir über die Jahre hinweg in die WM investiert haben, wollen wir nicht über den Jordan werfen. Auch die Energie, die wir in die Entwicklung der einzelnen Events gesteckt haben, soll nicht umsonst gewesen sein. Wir haben viel gelernt und haben noch viel Potenzial. Dieser Neuanfang bietet jetzt eben auch große Chancen, die WM grundlegend weiterzuentwickeln. Die Schranken, die wir hatten, können wir jetzt hinter uns lassen und freier agieren.

6. Hast du ein Beispiel für solche Schranken?

Wir haben vor Jahren schon ein Konzept für eine Adventure-Bike-Klasse vorgestellt. Das wurde damals dort (bei KTM) nicht angenommen, weil man meinte, man hätte keinen Fahrer in der Klasse, der die Klasse gewinnen könne. Darüber hinaus können wir jetzt auch laut darüber nachdenken, ob wir Elektro-Bikes zulassen oder eine eigene Viertakt-Klasse einführen. So können wir neue Plattformen gestalten, auf denen sich neue Hersteller, Kunden, Fahrer und Sponsoren im Sinne des Spitzensports präsentieren können.

Quelle / Source / Pictures / Bilder: Speedweek.com, FIM Hardenduro World Championship


 

The FIM Hard Enduro World Championship exists thanks to the efforts of WESS Promotion GmbH and KTM’s generous financial support from day one. Unfortunately, due to known circumstances, KTM can no longer back the series.

The management team around Winfried Kerschhaggl remains fully committed to the future of the series, with plans already in motion to continue organizing and promoting the series under a new legal framework for the 2025 season.

In a recent interview with SPEEDWEEK.COM he discusses the significant impact of KTM’s recent decision, shares insights into how the series will move forward, the challenges ahead, and the opportunities that have emerged from this transition.

SPEEDWEEK: Winni, how has the current situation at KTM impacted the FIM Hard Enduro World Championship?

Winfried Kerschhaggl: The WESS Promotion GmbH is set to undergo liquidation. This development affects us not only as an organization but also on a personal level. Despite this, our management team is determined to continue the FIM Hard Enduro World Championship under a new legal entity. The WESS Promotion GmbH existed to cover our operational costs and was primarily funded by KTM.

SPEEDWEEK: What does this mean specifically for the upcoming season?

Winfried Kerschhaggl: Our plan is to largely stick to the previously announced calendar. However, if necessary changes will likely affect the overseas races—specifically, the Outliers event in Canada. This isn’t just because we need to reduce costs ourselves, but also because the teams are feeling the strain of the current situatio. Travel expenses, which were already a challenge, are becoming an even greater obstacle. Right now, the priority is to keep the series alive.

SPEEDWEEK: Ensuring planning security for organizers, teams, and riders seems to require swift action with the new entity.

Winfried Kerschhaggl: Absolutely! We’ve spoken to all the organizers, even those whose events are not part of the 2025 calendar. Without exception, they want the championship to continue. The majority also want to see this happen in collaboration with the FIM. Additionally, they prefer to proceed with the current management team because the experience and lessons from the past years provide a solid foundation. We’ve also reached out to potential sponsors right away, and the initial conversations have been very promising.

SPEEDWEEK: Do you think this challenging situation also presents opportunities?

Winfried Kerschhaggl: Without a doubt. It’s painful right now, but all the effort we’ve put into the championship over the years is something we don’t want to let go to waste. The energy we’ve invested in developing individual events should also not be in vain. We’ve learned a lot and see significant potential. This fresh start offers us the chance to fundamentally improve and evolve the championship.

SPEEDWEEK: Can you give an example of such constraints?

Winfried Kerschhaggl: Years ago, we proposed a concept for an Adventure Bike class. At the time, it wasn’t approved because KTM felt they didn’t have a rider in that category who could win. Beyond that, we can now seriously consider whether to allow electric bikes or even introduce a dedicated four-stroke class. This opens up opportunities to create new platforms where manufacturers, riders, sponsors, and customers can showcase themselves within the world of elite motorsport.

Quelle / Source / Pictures / Bilder: SPEEDWEEK.com , FIM Hardenduro World Championship